Selen ist ein lebensnotwendiges Spurenelement. Neben extremen Selenmangelgebieten in China und Tibet herrscht auch in Europa inklusive Deutschland ein Selenmangel. Dem gegenüber steht die Notwendigkeit einer ausreichenden Selenversorgung, denn Selen ist an vielen wichtigen Funktionen im Körper beteiligt. Die Nahrungsergänzung mit Selen ist deshalb eine ratsame Option.

Doch Vorsicht bei der Dosierung. Hier gilt nicht „Viel hilft viel“! Es hat zwei gegensätzliche Seiten, genauso wie der Mond. Daher erhielt es auch seinen Namen von Selene, der griechischen Göttin des Mondes. Einerseits ist es an unzähligen physiologischen Funktionen beteiligt. Andererseits kann Selen Dosis abhängig auch toxische Effekte zeigen und muss in der richtigen Menge am besten laborkontrolliert verabreicht werden.

Zu seinen wichtigsten physiologischen Funktionen gehört neben der Erhaltung normaler Haare und Nägel die Unterstützung der männlichen Fruchtbarkeit durch Verbesserung der Spermienqualität. Die Schilddrüse schützt Selen vor dem oxidativen Stress und damit vor den Autoimmunerkrankungen Hashimoto und Basedow. Schon vor 20 Jahren gelang uns mit meiner Doktorarbeit über Hashimoto und Selen der Nachweis, dass ein Selenmangel ebenfalls die Autoimmune Schilddrüsenentzündung verursacht (R. Gärtner, B. Gasnier: Einfluß einer Selen-Substitution auf den Verlauf einer Autoimmunthyreoiditis, In J Clin Endocr Medab 2002)

Wissenswert gerade in der heutigen Zeit, ist, dass Selen bei allen bakteriellen oder viralen Infektionen maßgeblich das Immunsystems durch eine exponentiell beschleunigte Bildung der spezifischen (!) Antikörper (T- und B-Zellen) außerordentlich unterstützt.

So fand Prof. Lutz Schomburg von der Berliner Charité schon zu Beginn der Pandemie 2020 einen durchgehenden Selen- und Zinkmangel bei an, bzw. mit Corona-Verstorbenen vom Klinikum Würzburg (Schomburg L. Selenium Deficiency is Associated with Mortality Risk form COVIC-19, Nutrients. 2020 Jul).
Mit der Keshan-Krankheit entstand in China ein überraschendes Phänomen im Rahmen von Maos Umsiedelungspolitik. Es handelte sich um eine tödliche Herzmuskelerkrankung, die in die Region von Keshan ausgesiedelte Chinesen ereilte.
Ähnlich Corona trat diese damals neue Erkrankung ebenfalls endemisch auf. Es verstarben vorwiegend Kinder und junge Frauen. Das ursprünglich für den Menschen völlig harmlose Coxsackie B-Virus war in ein tödliches mutiert. Die Ursache dafür wurde erst Jahre später entdeckt. Der vor Ort kultivierte Mais entpuppte sich als extrem arm an Selen. Die Männer hingegen, die auswärts arbeiteten, hatten Zugang zu vollwertiger Nahrung und waren somit vor einer Infektion geschützt. Heute ist diese Krankheit weitgehend ausgerottet. Besiegt wurde dieses tödliche Virus allein mit der Verabreichung von Selen.